Was ist Lyrik?
Diese einfach wirkende Frage ist scheinbar umso schwerer zu beantworten, je mehr man sich mit Lyrik auseinandersetzt. Nur, wenn man sich eingehend mit dem Thema beschäftigt, zeigt sich seine facettenreiche Gestalt. Lyrik ist nämlich soviel mehr als eine Aneinanderreihung von sich reimenden Zeilen. Denn nicht alles, was sich reimt, ist Lyrik und nicht alles, was Lyrik ist, reimt sich. Metrum und Takt*, Vergleiche und Metaphern°, Personifizierung, Neologismus und Rhetorik^ sind für viele Menschen relativ nichtssagend. Aber wenn man über den Tellerrand hinausschaut und die Vorstellung von Lyrik als simples Reimen von Worten hinterfragt, zeigt sie sich in ihrer ganzen Vielfalt und Schönheit.
*= Als Metrum wird die regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben bezeichnet. Die kleinste metrische Einheit (zwei oder drei Silben, von denen eine betont ist) nennt man Versfuß oder Takt.
°= Vergleiche dienen der Veranschaulichung. Sie sind häufig an den Vergleichswörtern wie oder als erkennbar. Metaphern sind sprachliche Bilder, sie haben eine übertragende Bedeutung. Eine einfache Form der Metapher ist ist der verkürzte Vergleich. Dabei fehlen die Vergleichswörter.
^= Wenn Dinge und Gegenstände handeln wie Menschen, spricht man von einer Personifizierung. Neologismen sind Wortneuschöpfungen. Das können einfache Wortabwandlungen oder Worterweiterungen sein, aber auch komplett neu erfundene Wörter. Rhetorische Fragen werden nur zum Schein gestellt. Eine Antwort wird nicht erwartet.
Henri